Studie: Hotels oft günstiger als Buchungsportale

Das Urteil, das der Bundesgerichtshof am Dienstag gesprochen hat, verändert die Reisebranche: Der BGH erklärte nun auch die „enge Bestpreisklausel“ des Buchungsportals Booking.com für ungültig.

Palma de Mallorca – Hoteliers dürfen ihre Zimmer damit nun selber zu günstigeren Preisen bewerben als Booking.com. Bereits 2017 hatte der BGH eine „Bestpreisklausel“ kassiert, die vorsah, dass Hoteliers ihre Zimmer bei Booking.com immer zum günstigsten Preis anbieten müssen. Für Reisende bedeutet das neue Urteil: Sie können bares Geld sparen, wenn sie die Preise für Hotelzimmer vergleichen. Eine Studie zeigt, dass die Preise von Portal zu Portal im Schnitt um 43,2 Prozent schwanken können. Am meisten sparen Reisende in vielen Fällen, schon jetzt, wenn sie ein Hotelzimmer direkt über die Internetseite des Hotels buchen. Eine Garantie für eine Ersparnis auf diesem Wege gibt es allerdings nicht. Es kann sich also durchaus lohnen mehrere Portale zusätzlich zur hoteleigenen Seite zu prüfen, um den besten Preis zu erlangen.

Wer vom 1. bis zum 15. August 14 Nächte im 5-Sterne-Hotel „The Cumberland“ in Valetta auf Malta absteigen, zahlt pro Nacht 85,21 Euro – wenn er sein Doppelzimmer direkt über die Internetseite des Hotels bucht oder 121 Euro, also 42 Prozent mehr, wenn er das gleiche Zimmer über den Reiseveranstalter TUI bucht. Dass dieser Preisunterschied nicht die Ausnahme, sondern die Regel ist, zeigt eine Studie des Vergleichsportals Mydealz: Für die zwei Sommerferien-Wochen vom 1. bis zum 15. August und das lange Wochenende vom 14. bis zum 17. Oktober hat das Portal ermittelt, wie Reisende ein Doppelzimmer mit Frühstück günstiger buchen können – über die Internetseite des Hotels oder eines der bekannten Buchungsportale.

Als Stichprobe dienten jeweils 504 3- bis 5-Sterne-Hotels aus 42 Reiseländern rund um den Globus. Im günstigsten Fall kostete laut diesem Vergleich ein Doppelzimmer im August pro Nacht durchschnittlich 123,22 Euro, im teuersten Fall 176,48 Euro, also 43,2 Prozent mehr. Zwei Monate später zahlen Reisende im günstigsten Fall 126,45 Euro pro Nacht, im teuersten Fall 173,06 Euro, also einen Aufschlag von 36,9 Prozent.

Zimmer lieber direkt über die Internetseite des Hotels buchen

„Unsere Kommissionsrate liegt global im Durchschnitt bei 15 %“ informiert der Marktführer Booking.com, dessen Umsatz im Corona-Jahr 2020 bei prallen 6,8 Milliarden US-Dollar lag, Hoteliers auf seiner Internetseite. Die Provision, die andere Buchungsportale den Hoteliers fürs Listing ihrer Zimmer und die Abwicklung der Buchung berechnen, liegt oft in ähnlichen Kategorien. Und so überrascht es kaum, dass Reisende Hotelzimmer direkt über die Internetseite des Hotels oft preiswerter buchen können als über die bekannten Buchungsportale.

Das zeigt laut Mydealz auch die hauseigene Studie: 42,6 Prozent (1. bis 15. August) beziehungsweise sogar 43,1 Prozent (14. bis 17. Oktober) der Zimmer konnten Reisende direkt bei einem der Hotels am preiswertesten buchen. Und auch insgesamt war das Preisniveau der 504 – für die Stichprobe zufällig ausgewählten – Hotels vergleichsweise gut: Die Preise der Hoteliers lagen durchschnittlich nur 18,8 Prozent (Sommer) beziehungsweise 15,0 Prozent über dem jeweiligen Bestpreis.

Noch besser schnitt einzig das Buchungsportal Stay For Long bei der Stichprobe ab: Mehr als jedes zweite dort verfügbare Zimmer für den August (50,3 Prozent) und immerhin noch 40,4 Prozent der Zimmer für den Oktober konnten die Studienautoren bei Stay For Long zum Bestpreis buchen. Durchschnittlich lagen die Preise von Stay for Long auch nur um 16,4 Prozent beziehungsweise 13,7 Prozent oberhalb des jeweils günstigsten Preises.

Auf Rang drei des Preisvergleichs folgte das Buchungsportal Lastminute.com: 15,9 Prozent der Zimmer für den August und sogar 23,7 Prozent der Zimmer für den Oktober konnten die Tester von mydealz bei Lastminute.com zum Bestpreis kaufen. Im Schnitt lagen die Preise von Lastminute.com für Aufenthalte im August aber um 29,9 Prozent und für Aufenthalte im Oktober um 18,2 Prozent oberhalb des Bestpreises.

Buchungsportale – breit aufgestellt, aber selten günstig

Die übrigen Buchungsportale überzeugten kaum. Pluspunkte sammelte sie lediglich mit ihrer großen Auswahl: Zimmer in den 504 Hotels konnten die Studienautoren für den Sommer und Herbst im Schnitt bei jeweils 5,2 Buchungsportalen buchen. Mit Abstand am „besten sortiert“ waren Expedia (Abdeckung im Sommer: 85,9 Prozent, im Herbst: 83,9 Prozent), sein Schwesterportal Hotels.com (81,9 Prozent beziehungsweise 80,4 Prozent) und ihr Konkurrent Booking.com (78,8 Prozent beziehungsweise 80,0 Prozent). Die größten „Lücken im Sortiment“ wies hingegen HRS (24,4 Prozent beziehungsweise 16,5 Prozent) auf, bezeichnender Weise gefolgt vom Preisführer Lastminute.com (46,2 Prozent beziehungsweise 55,2 Prozent).

Preislich überzeugte bei der Studie aber nur Lastminute.com. Alle anderen Buchungsportale boten Zimmer in den 504 Hotels zu teils deutlich höheren Preisen an. Beim Buchungsportal HRS beispielsweise hätten Reisende für ein Zimmer im August 41,8 Prozent und im Oktober immerhin noch 21,2 Prozent mehr zahlen müssen als beim günstigsten Anbieter. Zum Bestpreis verkaufte HRS nur 7,3 Prozent (August) beziehungsweise 20,5 Prozent (Oktober) der dort verfügbaren Zimmer.

Damit schnitt HRS unterdurchschnittlich ab. Die acht Buchungsportale boten durchschnittlich nur 15,9 Prozent der Zimmer für Reisen im August und 17,8 Prozent der Zimmer für Reisen im Oktober zum günstigsten Tarif an. In allen übrigen Fällen zahlen ihre Kunden also drauf, wenn sie nicht die Preise vergleichen. Für Hotelaufenthalte im August belief sich der durchschnittliche Aufpreis bei der Stichprobe auf 29,8 Prozent (29,04 Euro), für Hotelaufenthalte im Oktober immerhin noch auf 21,9 Prozent (25,55 Euro).

Google Travel bislang wenig überzeugend

Eine Möglichkeit, den preiswertesten Anbieter für Hotelzimmer zu finden ist Google Travel. Der Dienst des Suchmaschinenriesen Google geriet Mitte März in die Schlagzeilen, weil Google seinen Dienst Hoteliers (und auch Buchungsportalen) bis auf Weiteres kostenfrei zur Verfügung stellt. Branchenexperten werteten dies als Angriff auf andere Hotelsuchmaschinen wie Trivago und klassische Buchungsportale.

Für Verbraucher funktioniert Google Travel im Wesentlichen wie Trivago: Wenn sie nach einem Hotel suchen, erhalten sie als Ergebnis eine Übersicht, zu welchen Konditionen der Hotelier und die einzelnen Buchungsportale ein Zimmer im gesuchten Zeitraum anbieten. Mit einem Mausklick gelangen Verbraucher zum Anbieter ihrer Wahl und können das Zimmer dort buchen.

So attraktiv Google Travel in der Theorie wirkt, so wenig überzeugte der Dienst im direkten Vergleich mit den Internetseiten der Hoteliers und den acht Buchungsportalen. Google Travel wies zwar das breiteste Angebot auf: Für die zwei Wochen im August konnten die Studienautoren mithilfe von Google Travel Zimmer in 87,3 Prozent und für das lange Wochenende im Oktober immerhin noch Zimmer in 86,5 Prozent der 504 Hotels buchen. Was den Preis betrifft, sollten sich Verbraucher aber nicht blind auf Google Travel verlassen: Nur in 20,2 Prozent (August) bzw. 24,8 Prozent der Fälle (Oktober) konnten die Studienautoren den Bestpreis für ein Zimmer mithilfe von Google Travel finden. Im Schnitt lagen die von Google Travel ermittelten günstigsten Preise um 19,6 Prozent beziehungsweise 15,1 Prozent über dem tatsächlichen Bestpreis.

Ergebnis früherer Studien bestätigt

Für die Studienautoren ist das Ergebnis der aktuellen Stichprobe wenig überraschend. Bereits im Juni 2017 und März 2019 haben die Betreiber von Mydealz die Preise von Hotelwebseiten und Buchungsportalen miteinander verglichen. Auch damals unterboten Hoteliers die Preise von Buchungsportalen in vielen Fällen.

Bei der Stichprobe vom Juni 2017 konnten Reisende in 137 von 200 Fällen sparen, indem sie ein Zimmer direkt beim Hotel buchen.

Die Studie vom März 2019 fiel breiter aus: Für sie verglich Mydealz die Preise für 750 Hotels. In 43,1 Prozent der Fälle unterboten die Hoteliers damals die Preise der Buchungsportale. Die Buchungsportale waren weit abgeschlagen: Von den damals 42 analysierten Portalen wiesen einzig Trip.com (15,8 Prozent), Agoda (13,0 Prozent), Zenhotels (12,5 Prozent) und Hotels.com (10,3 Prozent) noch zweistellige Bestpreisquoten auf.

„Die Reisebranche steht in den Startlöchern“

Fabian Spielberger gründete das Verbraucherforum Mydealz im April 2007 und ermöglichte 2011 auch den Start des heute marktführenden Reiseportals Urlaubspiraten. Die Entwicklung von Preisen im Reisebereich analysiert er seit Jahren. Verbrauchern, die möglichst günstig Urlaub machen möchten, gibt er vor allem einen Tipp: Preise vergleichen!

„Nach der langen Auszeit steht die Reisebranche in den Startlöchern. Fluggesellschaften, Buchungsportale und natürlich auch Hoteliers liefern sich schon jetzt einen Wettkampf um zahlende Gäste. Der Preis steht dabei im Mittelpunkt und Reisende können hiervon profitieren, wenn sie ein wenig Zeit investieren und die Preise der Hoteliers und verschiedenen Buchungsportale vergleichen“, so Spielberger.

Um günstige Hotelzimmer zu finden, eignen sich, Spielberger zufolge, Vergleichsportale wie Trivago oder bedingt auch Google Travel: Sie erfassen die Preise und Kontingente von Hotels und Buchungsportalen und stellen diese übersichtlich dar. So können Verbraucher schnell den günstigsten Preis finden.

Ob Verbraucher dann auch wirklich beim günstigsten Anbieter buchen sollten, ist eine andere Frage. „Viele Hoteliers bieten ihre Zimmer zu sehr fairen Konditionen“, fasst Fabian Spielberger eine der Kernaussagen der Studie zusammen. „Gerade jetzt nach dieser langen Durststecke freuen sich gerade kleinere Hoteliers ganz besonders, wenn ihre Gäste das zu schätzen wissen und direkt bei ihnen buchen statt bei einem der provisionspflichtigen Portale“.

Hinweis zur Methodik:

Die oben getätigten Aussagen basieren auf einer Stichprobe, die Mydealz Anfang Mai 2021 vorgenommen hat. Für 504 Hotels aus 22 Urlaubsländern hat der Anbieter ermittelt, wie Verbraucher günstiger ein Doppelzimmer für zwei Personen mit Frühstück für die Zeit vom 1. bis zum 15. August 2021 und vom 14. bis zum 17. Oktober 2021 buchen können – direkt über die Internetseite des jeweiligen Hotels oder mithilfe eines Buchungsportals. Ermittelt wurden hierbei Preise und Angebot des jeweiligen Hotels und der folgenden Buchungsportale: Booking.com, Expedia, Hotels.com, HRS, Lastminute, Opodo, Stay For Long und TUI. Die Rohdaten zur Studie können auch online eingesehen werden.

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